Von einem seiner beiden Brüder gab es ein Daumen-hoch-Signal bei der Priesterweihe: Die kurze Geste und den lustigen Grund dafür wird Holger Schmitz nie vergessen. Sie gehören zu seinen zahlreichen Erinnerungen vom Tag der Priesterweihe vor 25 Jahren im Essener Dom. Gemeinsam mit drei weiteren jungen Männern wurde der damals 26-Jährige am 29. Mai 1998 von Bischof Dr. Hubert Luthe geweiht. „Es gibt dabei einfach Momente, die sich einem tief einprägen“, blickt der Pfarrer zurück. Wobei das auch schon bei der Diakonweihe am 26. Oktober 1997 so gewesen sei. „Allein schon, dass man bloß an den richtigen Stellen antwortet. Es war schon aufregend, trotz Probe.“ Momente wie das Versprechen von Ehrfurcht und Gehorsam an den Bischof oder die Heiligenlitanei liegend vor dem Altar zu erleben, während die Gemeinde „über einen hinweg und für einen betet, das vergisst man nie“. Und nicht zuletzt: Die Handauflegung und das Weihegebet als das eigentliche Kerngeschehen. Nach der Weiheliturgie sei dann die Anspannung deutlich von ihm und seinen Mitbrüdern abgefallen. Und schließlich saß ja auch das Priestergewand.
Zur Aufklärung: Dafür gab es damals den erwähnten erhobenen Daumen vom Bruder. Denn bei der Diakonweihe war es leider anders gewesen: „Plötzlich zuppelte hinter mir irgendwer an meinem Rücken herum und ich wusste nicht, warum“, erzählt Holger Schmitz und muss heute noch lachen. Tatsache war: „Ich hatte die Dalmatik auf halb acht.“ Dieses bei der Diakonweihe vom Bischof überreichte liturgische Gewand hatte sich im Zingulum, also dem Gürtel, verfangen. „Und eine aufmerksame Ordensschwester war dabei, es zurechtzuziehen. In meiner Familie wurden schon Wetten abgeschlossen, wann meine Mutter nach vorne kommt und es übernimmt. Die stand gefühlt schon auf dem Sprung.“
„Am Anfang gut zu feiern hilft einem womöglich später in schweren Stunden“
Nun liegt alles schon ein Vierteljahrhundert zurück: die Priesterweihe, die Hausprimiz im Seminar, die Heimatprimiz. „Das sind Feiern, die bewegend sind“, sagt der gebürtige Duisburger, ergänzt aber auch, „am Anfang so gut zu feiern hilft einem womöglich später in schweren Stunden. Dann erinnern mich die Feiern daran, dass es etwas Gutes ist, sich auf den Weg gemacht zu haben. Und dass ich den Menschen etwas Gutes geben und mit ihnen den Glauben teilen kann.“ Die Kirche habe „die beste Botschaft von allen: So dunkel kann es gar nicht werden, dass am Ende nicht das Licht kommt“.
Davon und von seiner Entscheidung für das Priesteramt ist Holger Schmitz nach wie vor überzeugt. „Selbstverständlich habe ich mir in der Ausbildung die Frage gestellt, ob das der richtige Weg ist. Denn ein Mensch entwickelt sich ja in dieser Zeit weiter“, blickt Schmitz auf die Jahre im Studienkolleg (später Priesterseminar) in Bochum zurück. Bis zu seinem Abitur und Studienbeginn mit 19 Jahren habe sich einfach alles für ihn auf diesen Weg hin verdichtet. Immer getragen von seiner Familie, die ihn von Kindheit an in den christlichen Glauben habe hineinwachsen lassen. „Meine Eltern haben beide großen Anteil daran und die Entscheidung mitgetragen. Sie waren wirklich wichtig für mich und eine Stütze, etwa wenn es mal Durststrecken gab.“
In seiner Heimatgemeinde St. Hubertus in Duisburg-Rahm war Holger Schmitz Messdiener, Pfadfinder, fand Freunde und Gleichgesinnte und einen Mentor in Pfarrer Klaus Sauer. Er vermittelte ihm zum Beispiel zu Schulzeiten für die Berufsorientierungswoche die erste Praktikumsstelle in einer Duisburger Gemeinde. Immer wieder sollten sich die beiden bei weiteren beruflichen Stationen begegnen. Als klar war, dass Holger Schmitz Priester werden wollte, habe Sauer einmal gesagt „Ich habe für meinen Nachfolger gesorgt.“ Dieser Satz sollte nicht nur bildlich, sondern praktisch wahr werden. Nach einer Phase, in der Holger Schmitz und Klaus Sauer in Oberhausen „Nachbarpriester“ waren, wurde der Jüngere Nachfolger des Älteren in der Pfarrei St. Joseph in Styrum, als Klaus Sauer in Ruhestand ging.
Eine feste Konstante seiner ersten Berufsjahre war für Holger Schmitz außerdem Eduard Schoppmeier, 29 Jahre lang Pastor in St. Peter und Paul in Hattingen. „Als Praktikums- und Diakonats-Pfarrer wurde er für mich zu einer prägenden Persönlichkeit. Ich habe noch nie einen so zutiefst gütigen Menschen erlebt. Daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden.“ Leider sei er viel zu früh gestorben. „Ich hätte mir seinen Rat noch weit über die Ausbildungszeit hinaus gewünscht“, sagt Holger Schmitz. Vielleicht würde seine Antwort auf die Frage, ob er sich als „guter Pfarrer“ sähe, heute anders ausfallen? „Es gibt bessere als mich“, sagt er über das Heute. „Ich bin froh und dankbar um meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie um die vielen Menschen vor Ort in den Gemeinden, die dabei helfen, dass Gemeindeleben möglich ist.“
Rückblickend hätte sich Holger Schmitz in der Ausbildung durchaus noch stärkeren Input vorstellen können, bezüglich der Herausforderungen in den Pfarreien: „Da ist noch Luft nach oben. Eine Art ,Studiengang Pfarrer‘ zum Beispiel mit den Schwerpunkten Verwaltung, kaufmännisches Rechnen und Personalführung kann – unter den jetzigen Umständen – sehr hilfreich sein.“
In welche Richtung es in Kirche, Bistum und Pfarreien weitergehen wird, vermag auch Holger Schmitz nicht zu sagen: „Ich bin Priester und kein Hellseher. Bei den personellen und strukturellen Entwicklungen im Bistum müssen wir uns allerdings wohl auf weitere Veränderungen einstellen.“ Und zu seiner eigenen Zukunft befragt: „Ob ich als Pfarrer von St. Peter und Paul zu Witten-Herbede in den Ruhestand gehe, dafür lege ich meine Hand nicht ins Feuer.“ Zur Arbeit als Priester gehöre nun mal eine gewisse Bereitschaft zur Flexibilität. Das schließe die Möglichkeit von Stellenwechseln grundsätzlich mit ein. Gleichwohl: „Es gibt für mich jetzt keinen Grund, darauf hin zu wirken. Ich bin gerne Pfarrer in unserer Pfarrei.“
Jubiläums-Feier
Am 4. Juni (Dreifaltigkeitssonntag) wird das Priesterjubiläum am Kirchort St. Peter und Paul, Witten-Herbede gefeiert. Beginn ist um 16 Uhr mit der Festmesse in der Pfarrkirche, anschließend ist der Empfang auf dem Gelände des Gemeindeheims.
Vita
Geboren: 11. März 1972 in Duisburg, aufgewachsen in Duisburg-Rahm. Abitur 1991, Theologiestudium in Bochum und Wien mit Abschluss 1996, pastorale Ausbildung und Diakonat in St. Peter und Paul Hattingen, als Kaplan bis 2002 in der Pfarrei Heilig Geist in Bochum-Harpen und bis 2006 in Herz Jesu Oberhausen, Pastor bis 2017 in St. Joseph Oberhausen-Styrum, Pastor bis 2018 in der Pfarrei St. Nikolaus Essen, seit 2018 Pfarrer in der Pfarrei St. Peter und Paul Witten, Sprockhövel und Wetter.
(kook/kook)