Schmerz - des Leidens zweiter Teil
Und wieder haben wir es gemeistert! Unsere zweite Teilnahme am jährlich stattfindenden Laufevent, dem "Ironscout", liegt erfolgreich hinter uns. In Anlehnung an das letzte Jahr trägt der nun folgende Bericht den Titel: "Schmerz - des Leidens zweiter Teil".
Nachdem wir im April dieses Jahres mit voller Begeisterung die Auslosung der Läuferteams im Livestream schauten und in lautstarkes Jubeln ausbrachen, als wir unseren Teamnamen durch die
verzerrenden Lautsprecherboxen hörten, war es uns genau sechs Monate später mehr als ein Rätsel, warum wir uns schon zum zweiten Mal auf diesen Höllentrip einließen. Unter dem Motto "Mitten im
Pott" ging es für uns mit der maximalen Teamgröße von acht Leitern (möglicherweise wurde der Besuch der Schwäbischen Alb im letzten Jahr von uns etwas zu stark angepriesen) an die Startlinie des
22-Stunden-Laufes.
Zuvor wurden Blasenpflaster, Schmerztabletten und Koffeintabletten wieder herausgekramt, das Tape wieder angebracht und der Kampfwille des letzten Jahres geschürt. Mit Rucksack, Regenjacke und
Warnweste ausgestattet, brachen wir um 14:30 Uhr in ein Abenteuer auf, von dem wir hofften, dass es so unvergleichlich werden würde wie beim letzten Mal auf der Schwäbischen Alb.
Von Herne über Castrop-Rauxel nach Bochum kämpften wir uns unseren Weg mitten durchs tiefste Ruhrgebiet und absolvierten dabei viele sorgfältig organisierte und liebevoll gestaltete Stationen.
Ein besonderes Highlight lieferte uns dabei die im Zechenstil gehaltene Station "Glück auf!", an der wir nach einem kurzen Einstellungstest die Bergmannskleidung anlegten und zum Kohleschöpfen
den Schacht hinunterfuhren. Abgesehen von der unfassbar realistisch inszenierten Atmosphäre, die von der bereits eintretenden Dunkelheit bloß noch unterstützt wurde, bot uns diese Station, wie
auch viele Weitere es taten, die Möglichkeit, als Team zu agieren und unsere Gruppe damit nur noch mehr zusammenzuschweißen.
Mit der Nacht als stetigem Begleiter bestritten wir anschließend - Wind und Wetter zum Trotz - unseren Weg durch die Straßen und Gassen der Ruhrgebietsmetropole und liefen im Laufe dessen einige
weitere bemannte sowie tote Stationen an. In unseren Köpfen wiederholten wir dabei immer und immer wieder den Satz: "ab dem Sonnenaufgang wird alles besser!", doch wie auch schon im letzten Jahr
stellte sich diese, uns einst erteilte Weisheit, als eine fatale Lüge heraus. Auf dem harten Asphalt wurden unsere Füße allmählich eins mit dem Untergrund, und lediglich unsere wachsenden Blasen
wirkten einer vollkommenen Verschmelzung federnd entgegen.
In den frühen Morgenstunden dachten wir dann, unser Limit erreicht zu haben: Unsere Beine gaben nach, die Müdigkeit überfiel uns und die Stimmung ebbte unter diesen extremen Bedingungen rasant
ab. Nichtsdestotrotz rauften wir uns zusammen, fokussierten unseren Willen und kämpften uns gemeinsam die letzten Kilometer bis hinter die Ziellinie. Dabei wurde unser Zusammenhalt noch einmal
auf eine harte Probe gestellt, als es darum ging, im Sinne einer besseren Platzierung einen Umweg von weiteren fünf Kilometern in Kauf zu nehmen. Aber auch dieses Hindernis meisterten wir in
feinster Teamarbeit und so dürfen wir mit vollem Stolz eine Laufleistung von 55 km und einen bemerkenswerten 51. Platz in der Gesamtwertung präsentieren. Vielen, vielen Dank an das gesamte Team!
Es war wie immer eine Freude mit euch zu leiden!
Chrissi Löhken
Fotos: von unserer Pfadfindergruppe
(Berretz)